Vereinbarkeit von Beruf & Pflege


Das Thema Familie & Beruf umfaßt in vielen Fällen nicht nur die Vereinbarkeit von Beruf und Kindererziehung. Auch die Pflege von älteren Familienangehörigen belastet die Work-Life-Balance von vielen Arbeitnehmner. So werden u.a. 70% der an Demenz erkrankten Angehörigen in der Familie gepflegt.

Für einige Arbeitgeber betreffen die Fragen rund um "Beruf & Pflege" bereits mehr Arbeitnehmer der Belegschaft als die Fragen zum Thema "Arbeit und Kinder".



Nicht alle Beschäftigten haben Kinder, aber alle haben Eltern

Die demografische Entwicklung führt in Deutschland zu einem deutlichen Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Auf der einen Seite werden bereits heute Fachkräfte händeringend gesucht auf der anderen Seite steht die am besten ausgebildete Frauengeneration aller Zeiten dem Arbeitsmarkt wegen der Vereinbarkeitsproblematik nur bedingt zur Verfügung. Der Fachkräftemangel zwingt also nicht nur die Wirtschaftsbetriebe, sondern auch Verwaltungen und Unternehmen des Non-Profit-Bereichs sich dem Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu stellen. Dabei liegen die Probleme weniger auf der Erkenntnisebene, sondern eher auf der Umsetzungsebene.

"Eine steigende Zahl von Beschäftigten, die Pflege bzw. Betreuung von pflegebedürftigen und/oder dementen Angehörigen neben dem Beruf zu bewältigen haben, wird zu einer Herausforderung, auf die die Arbeitgeber, aber auch die Beschäftigten in weiten Bereichen noch nicht vorbreitet sind." (Dr. Christiane Hug-von Lieven, Ministerium für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg)

Die Vereinbarkeitsfrage nur auf die Belange von Beschäftigten mit Kindern zu fokussieren greift auf die Dauer zu kurz. Die Vereinbarkeit von Beruf und Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger wird vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung zu einem zentralen Thema für die Arbeitgeber werden.

Über zwei Drittel der Pflegebedürftigen werden in häuslicher Pflege - traditionell überwiegend von Ehefrauen, Töchtern, Schwiegertöchtern - betreut. Aufgrund des Anstiegs der Lebenserwartung ist einerseits mit einer Zunahme der Zahl der pflegebedürftigen älteren Menschen zu rechnen, andererseits führt die notwendige Erwerbsbeteiligung von Frauen und die längere Lebensarbeitszeit dazu, dass Pflege- und Betreuungsaufgaben zusätzlich zur Erwerbsarbeit übernommen werden müssen. Für die Arbeitgeber bedeutet dies, dass immer mehr Beschäftigte sich neben dem Beruf auch um die Betreuung ihrer Angehörigen kümmern wollen oder müssen. Wie bei der Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit mit Kindern geht es auch bei der Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Betreuung/Pflege darum, tragfähige Lösungen zu entwickeln, die sowohl den Anforderungen der Arbeitgeber als auch den Belangen der Pflegenden Rechnung tragen.

(Quelle: AKTIV Frauen in Baden-Württemberg - Ausgabe 41 - 3/2008)